Night Eating Syndrom

Bis heute ist fraglich, ob es sich beim sogenannten “Night Eating Syndrom” (“Nachtesser-Syndrom”) nur um eine schlechte Angewohnheit oder doch eine Krankheit handelt. Beim Night Eating Syndrom (NES) essen sich die betreffenden Menschen regelmäßig in der Nacht voll, sie schlafen schlecht und nehmen mindestens ein Viertel ihrer Nahrungsmenge spätabends oder nachts zu sich. Mehr als 70 Studien zu den biologischen Hintergründen des Phänomens haben keine entscheidenden neuen Erkenntnisse gebracht. Schwierig ist die Analyse deswegen, weil es in einer Grauzone verschiedener Störungen liegt: es enthält Spezifika von Essstörungen, Schlaf- und affektiven Störungen, diverse Kriterien dieser jedoch werden allerdings häufig auch nicht erfüllt: das Kriterium von Essstörungen etwa deshalb nicht, weil die meisten Betroffenen tagsüber ein normales Essverhalten aufweisen und auch nicht jeder Nachtesser übergewichtig ist.

Viele Betroffene leiden unter einem gestörten Schlaf, weil sie glauben ohne Stillen ihres Hungers nicht schlafen zu können, tagsüber fühlen sie sich häufig reizbar und müde. Forscher sprechen dennoch nicht von einer Schlafstörung. B. Mühlhans, die am Uniklinikum Erlangen eine Studie zum Störungsbild leitete, schätzt, dass ein bis zwei Prozent der Menschen an dem Problem leiden. Bei manchen verschwinde die Gewohnheit wieder, bei anderen chronifiziere sie mit den Jahren. Stress dürfte zumindest eine wichtige Mitursache sein, fast alle Betroffenen weisen hier bei Tests höhere Werte auf. Psychotherapeutische Verfahren werden deshalb als am effizientesten in der Behandlung des Syndroms erachtet.

Um eine bessere Klassifikation zu ermöglichen, wurden nun an der Universität von Pennsylvania diagnostische Kriterien definiert: betroffen sei, wer entweder seit mindestens drei Monaten mehr als ein Viertel seiner Nahrung nach dem Abendessen einnimmt oder mindestens zweimal pro Woche nachts deswegen aufsteht. Zudem müssen sich die Betroffenen der Episoden bewusst sein und Leidensdruck bestehen.

Click to rate this post!
[Total: 1 Average: 1]

Richard L. Fellner, DSP, MSc.

Psychotherapeut, Hypnotherapeut, Sexualtherapeut, Paartherapeut



2 replies

Night-Eaterin Reply

Das ist eine Essstörung – und zwar ganz definitiv. Sagt auch die Wissenschaft mittlerweile. Ich hatte NES, davor non-purging Bulimie, danach BED und jetzt “klassische” Bulimie. Und ich kann ganz ehrlich sagen dass NES die belastendste Essstörung war. Dass hier von einer “Gewohnheit” gesprochen wird, macht mich wütend. An alle Betroffenen: Holt euch Hilfe! Es ist möglich da raus zu kommen! Und nur weil ich in eine Andere Essstörungsform gekippt bin, heißt das nicht, dass es bei euch auch so sein muss!!!

Lucia Reply

Stimmt genau! Wo soll ich mir die Hilfe holen? Ich habe schon alles Mögliche absolviert.

Lg

Lucia

Comment / Reply:

Required fields are marked with "*".
This blog uses Akismet to reduce spam. How your comment data is processed.

Please enter a name or a pseudonym/nickname.
Please enter your email address.
A comment is required… ;-)

« « | » »

 

15.03.21