Gemobbte Kinder später eher psychisch auffällig

Wurden Menschen als Kinder gemobbt, haben sie in der frühen Jugend doppelt so häufig mit psychotischen Symptomen zu kämpfen als diejenigen, die nicht gemobbt wurden. Das Risiko steigt dabei mit der Dauer und der Schwere des Mobbings, wie eine Langzeitstudie mit 6.437 Kindern an der Warwick Medical School in Coventry, England, ergab.

Sowohl Kinder als auch Erwachsene hätten “häufig” psychoseartige Symptome oder Erlebnisse (z.B. visuelle oder auditive Halluzinationen bzw. Dissoziationen, die Wahnvorstellung, bespitzelt zu werden oder die Überzeugung, ihre Gedanken an andere übertragen zu können), ohne eine ausgewachsene psychische Erkrankung zu haben. Kleine Kinder, die diese Symptome hätten, erkrankten mit höherer Wahrscheinlichkeit als junge Erwachsene an Schizophrenie und ähnlichen psychischen Störungen, ergänzen die Forscher, während Traumata in der Kindheit ebenfalls mit dem Psychoserisiko im Erwachsenenalter in Zusammenhang gebracht worden seien.

Fast 14 Prozent der Kinder hatten definitive oder vermutliche psychotische Symptome, auch wenn dies Symptome einschloss, die auftraten, wenn die Kinder einschliefen oder aufwachten, Fieber hatten oder unter dem Einfluss von Medikamenten standen; 11,5 Prozent zeigten intermediäre Symptome, das heißt sie hatten mindestens ein vermutliches oder definitives Symptom, das nicht im Zusammenhang mit Schlaf, Fieber oder Medikamenten auftrat; 5,6 Prozent hatten mindestens ein definitives Psychosesymptom. 46 Prozent dieser Kinder gaben an, im Alter von acht oder zehn Jahren schon einmal von Kameraden gemobbt worden zu sein – entweder durch direktes Mobbing oder durch “relationale” Viktimisierung, zum Beispiel ausgeschlossen zu werden -, während 54 Prozent zu keinem der beiden Zeitpunkte viktimisiert worden waren. Kinder, die angaben, in einer der beiden Altersstufen gemobbt worden zu sein, hatten etwa mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit psychotische Symptome – unabhängig von anderen psychischen Problemen, der Familiensituation oder dem IQ.

Wenn Kinder in beiden Altersstufen gemobbt wurden oder das Mobbing sehr schwerwiegend war (d.h., sowohl offen als auch relational), dann war ihr Risiko für psychotische Symptome um das 4,6-fache erhöht. Auch wenn Kinder, die gemobbt werden, oft weniger durchsetzungsfähig und leichter mitgenommen seien als ihre Kameraden, welche nicht viktimisiert werden, schreiben die Forscher, deute die Tatsache, dass die Ergebnisse eine “Dosis-Response-Beziehung” zwischen Mobbing und psychotischen Symptomen zeigten, darauf hin, dass das Mobbing tatsächlich dazu beitrage, psychotische Symptome bei diesen Kindern zu verursachen – und nicht umgekehrt.

Um psychische Erkrankungen und Psychosen frühzeitig entgegenzuwirken, wäre es daher ein lohnendes Ziel für die öffentliche Fürsorge, die Viktimisierung durch Kameraden und den daraus resultierenden Stress für die Opfer zu reduzieren.

(Quellen: Reuter’s Health Jul 2009Archives of General Psychiatry; 2009, 66: 527-536, MedAustria)

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Richard L. Fellner, DSP, MSc.

Psychotherapeut, Hypnotherapeut, Sexualtherapeut, Paartherapeut



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15.03.21